Welche Versicherungen sind unnötig?
Stefan Gierschke
Von Stefan Gierschke am 15. August 2023 zum Thema 

Welche Versicherungen sind unnötig?

Ohne Frage, ein dicker Ordner mit Policen vermittelt ein Gefühl der Sicherheit. Aber jede einzelne Versicherung kostet Geld. Und selbst wir als Versicherungsmakler sagen dir: Du brauchst nicht jede Absicherung. Manche Versicherungsverträge kosten einfach nur einen Haufen Geld und bieten kaum Leistungen. Oder die Wahrscheinlichkeit, dass der Leistungsfall eintritt, ist so gering, dass eine spezielle Police dafür wenig Sinn macht.

Diese Versicherungen kannst du dir sparen

Kein Scherz: für 12 Euro im Jahr hast du die Möglichkeit, dich gegen das Steckenbleiben im Fahrstuhl zu versichern. Der Versicherer zahlt dir eine dreistellige Summe, wenn du mit dem Aufzug stehen bleibst. Doch selbst einem Klaustrophobiker sollte klar sein; das braucht nun wirklich keiner. Es gibt aber auch Policen, die auf den ersten Blick durchaus sinnvoll erscheinen. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich; diese Versicherungen kannst du dir sparen.

Insassenunfallversicherung

Die Insassenunfallversicherung kann als Zusatzbaustein bei einer Kfz-Versicherung abgeschlossen werden. Sie leistet, wenn die Insassen bei einem Unfall verletzt oder getötet werden. Allerdings ist diese Absicherung in den meisten Fällen überflüssig:

  • Werden die Insassen durch einen selbstverschuldeten Unfall durch den Fahrer verletzt, bietet die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrzeughalters Versicherungsschutz.
  • Ist ein Dritter nach einem fremdverschuldeten Unfall verantwortlich, leistet die Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallgegners.

Eine Insassenversicherung beinhaltet darüber hinaus nur einen eingeschränkten Versicherungsschutz mit viel zu niedrigen Leistungen.

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Hochzeits-Rücktrittversicherung

Die Hochzeit ist für viele der schönste Tag im Leben – und mit Abstand der teuerste. Nach einer aktuellen Studie geben Brautpaare bis zu 15.000 Euro für dieses Ereignis aus. Verständlich, dass für Ungeplantes kein Platz ist. Die Versicherer haben längst das Potenzial dieser Branche erkannt und warten mit teuren Hochzeitsversicherungen auf. Bis 800 Euro soll das Brautpaar bezahlen, um sich gegen Risiken abzusichern, welche die Hochzeit zum Platzen bringen können.

  • Eine Hochzeitsversicherung mit einer Versicherungssumme bis 10.000 Euro kostet bei einem bekannten Anbieter einmalig 349 Euro. Dieser leistet, wenn die Feier wegen Krankheit, Tod, Unfall oder Schaden am Eigentum nicht planmäßig durchgeführt oder zu Ende gebracht werden kann. Erstattet werden nur Fremdkosten, keine Eigenleistungen und die Ausstattung.

Man könnte nun argumentieren, dass bei Hochzeiten höherer Größenordnungen die Versicherungsprämie keine Rolle mehr spielt. Das mag auch stimmen. Für kleinere und überschaubarere Feiern hingegen kann der Beitrag ordentlich zu Buche schlagen. Und im Verhältnis dazu ist die Chance, dass die Hochzeit tatsächlich ausfallen wird, weil der DJ krank geworden ist, doch eher gering.

Ausbildungsversicherung

Die Ausbildungsversicherung klingt wie ein gut gemeintes Produkt, dass Eltern und Großeltern ihren Kindern und Enkeln zuliebe abschließen. Denn wer möchte dem Nachwuchs nicht die Türen öffnen, sodass dieser alle erdenklichen Möglichkeiten für eine Ausbildung hat. Bei den Kosten, die dieses Produkt abverlangt und den geringen Zinsen können Eltern bzw. Großeltern das Geld aber genauso gut auf einem Sparbuch parken. Sie erhalten etwa gleich wenig Ertrag. Ein Beispiel:

  • Zur Veranschaulichung ein Angebot für die Ausbildungsversicherung bei einem namhaften Versicherer. Die Verzinsung liegt bei gerade einmal 1,3 Prozent. Wir zahlen 18 Jahre lang jeden Monat 50 Euro in den Vertrag ein. Das entspricht am Ende 10.800 Euro.

Bei dem Versicherer erhält das Kind zum 18. Geburtstag eine Police mit 13.053 Euro Guthaben – also 2.253 Euro mehr als in 216 Monaten eingezahlt. Und auch nur, wenn die Zinsen erhalten bleiben. Denn die Gesamtverzinsung ist nicht garantiert. Das heißt, der sowieso schon viel zu geringe Ertrag könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weiter geschmälert werden.

An dieser Stelle raten wir dir zu einem anderen Sparprodukt. ETF oder Fondssparpläne bieten höhere Ertragschancen – und mehr Flexibilität, wenn das Kind schon vorher auf das Guthaben zugreifen muss. Gerne unterstützen wir dich dabei.

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Krankenhaustagegeldversicherung

Es klingt lukrativ, für jeden Tag eines stationären Aufenthaltes Geld zu bekommen. Aber sind wir einmal ehrlich; wer braucht das tatsächlich?

Gesetzlich Versicherte zahlen für jeden Tag in der Klinik einen Eigenanteil von zehn Euro – maximal bis zum 28. Krankheitstag im Jahr. Essen und Trinken wird ihnen bereitgestellt, der Fernseher ist auch meist inklusive. Lediglich den Internetzugang lassen sich noch ein paar Kliniken bezahlen; in Zeiten des mobilen Internets auf dem Smartphone aber eigentlich auch kein Problem.

Dies macht deutlich, dass wir außer der gesetzlichen Zuzahlung und ein paar wenigen Euro für einen Kaffee und einen Snack in der Cafeteria kaum Geld im Krankenhaus brauchen. Die 60 Euro im Jahr, die du für ein Krankenhaustagegeld über 20 Euro am Tag bezahlst, kannst du also anderweitig investieren. Wir empfehlen dir eine Krankentagegeldversicherung die nicht nur bei Klinikaufenthalten zahlt, sondern generell, wenn du länger krank bist.

  • In einigen Fällen kann die Krankenhaustagegeldversicherung aber dennoch Sinn machen. Nämlich dann, wenn der Abschluss einer stationären Zusatzversicherung nicht möglich ist und mit der Leistung die Zuzahlung für ein Einbettzimmer gedeckt werden soll. Oder wenn während des Klinikaufenthalts hohe Kosten für eine Kinderbetreuung entstehen.

Brillenversicherung

Diese Versicherung kannst du dir sparen, weil die Bedingungen meist zum Nachteil der Versicherten ausgelegt sind. Denn häufig zahlt die Brillenversicherung nur einfach geschliffene Gläser und die günstigsten Gestelle. Auch erhalten die Versicherungsnehmer erst nach zwei bis drei Jahren einen Ersatz. Und in den meisten Policen steht den Kunden viel zu wenig Leistung zu. Daher lohnt es sich mehr, wenn sie das Geld zurücklegen und auf eine neue Brille sparen.

  • In einem Beispiel zahlt ein Versicherter bei einem bekannten Versicherer 9,90 Euro im Monat für die Brillenversicherung. Dafür bekommt er alle zwei Jahre einen Zuschuss über 150 Euro für eine neue Brille. Hätte der Versicherte das Geld zurückgelegt, könnte er nach zwei Jahren eine Brille für fast 200 Euro kaufen (9,90 Euro x 24 Monate = 198 Euro).

Reisegepäckversicherung

Die Reisegepäckversicherung ist eine Art Hausratversicherung für das Reisegepäck. Sie leistet, wenn das Gepäck abhandenkommt oder gestohlen wird. Die Versicherungsbedingungen sind aber sehr streng; du bekommst bspw. keine Leistung, wenn du fahrlässig gehandelt und dein Gepäck einen Moment aus den Augen gelassen hast.

Hinzu kommt, dass dein Reisegepäck in den meisten Fällen bereits versichert ist. Wird es dir im Hotelzimmer gestohlen oder wirst du im Urlaub ausgeraubt, leistet deine Hausratversicherung. Und für Schäden bzw. Abhandenkommen während des Transports ist die Fluggesellschaft zuständig. Deshalb kannst du dir diese Versicherung sparen und das Geld stattdessen in deine nächste Reise investieren.

Handyversicherung

Wir wissen, dass ein kaputtes Handy mehr als ärgerlich ist. Aber sind wir mal ehrlich: In existenzielle Nöte bringt dich das zerbrochene Display nicht, oder?

Außerdem leisten die unzähligen Tarife auf dem Markt nur bei bestimmten Ereignissen – und bis zu einer begrenzten Höhe. Ist dein Smartphone schon ein Jahr alt, erhältst du nicht mehr den vollen Peis erstattet, sondern nur noch einen Bruchteil der Kosten. Nicht selten wird auch eine Selbstbeteiligung angerechnet, sodass es sich oft sogar lohnt, gleich ein neues Handy zu kaufen.

Scheideweg: Glasversicherung

Selbst Stiftung Warentest bezeichnet die Glasversicherung als unnötige Absicherung. Diese zahlt z. B. wenn ein Fenster, der Glastisch oder die Vitrine zerbricht. Wer keine oder nur wenig Gegenstände aus Glas besitzt, benötigt also keine Versicherung. Aber stimmt das wirklich?

Die Glasversicherung kostet meist nur wenige Euro im Monat. Häufig liegt der Beitrag in Kombination mit einer Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung bei zwei bis fünf Euro monatlich.

  • Angenommen, die Versicherung kostet 60 Euro im Jahr. Zerspringt aufgrund von Unachtsamkeit die Glastür der Dusche, liegen die Kosten für die Reparatur bei 500 bis 1.000 Euro. Das entspricht dem Jahresbeitrag in acht bis 16 Jahren.

Tritt ein solcher Schaden ein, hat sich die Glasversicherung durchaus gelohnt. Daher würden wir nicht pauschal sagen, dass du dir diese Versicherung sparen kannst. Du musst selbst entscheiden, ob das Risiko für einen (teuren) Glasschaden besteht und ob du im Leistungsfall finanziell abgesichert sein möchtest.

Lass dich beraten

Einige Versicherungen kannst du dir sparen, auf andere solltest du hingegen nicht verzichten. Im Zweifelsfall ist es immer sinnvoll, einen Experten zurate zu ziehen. Wir beantworten dir gerne alle deine Fragen und helfen dir dabei, dich gut und ohne unnötige Kosten abzusichern. Nimm Kontakt auf!

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Dieser Artikel wurde von Stefan Gierschke verfasst.
Stefan ist Experte für Finanzen und Geschäftsführer der Königswege GmbH. Sein Motto: Nie 0815 immer KW.

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