SPD, Grüne und FDP haben sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, das Rentensystem zu reformieren. Denn bisher wird die gesetzliche Rente über das Umlageprinzip finanziert; die heutigen Arbeitnehmer finanzieren die aktuellen Rentner und erwerben damit selbst Rentenansprüche. Allerdings steht die Rentenkasse erheblichen Problemen gegenüber und das System gerät zunehmend ins Wanken. Abhilfe schaffen soll die Aktienrente. Das sogenannte Generationenkapital, ein zehn Millionen Euro schwerer Fonds, soll die gesetzliche Altersrente (teilweise) stärken.
Die Aktienrente ist eine Form der Altersvorsorge, die ihren Ursprung in Schweden hat und auch in Norwegen zur gesetzlichen Absicherung gehört. Dabei wird ein Teil der Rentenversicherungsbeiträge in Aktienfonds investiert. Über den staatlichen Fonds kauft die Regierung dann Aktien und Anleihen an der Börse. Die Hoffnung dabei; ab 2037 können die Gewinne aus den Fonds zur zusätzlichen Stärkung der gesetzlichen Rente genutzt werden. Die Aktienrente soll neben der Umlagefinanzierung eine zusätzliche Kapitaldeckung des Rentensystems sein. In anderen Ländern ist dies bereits so üblich.
Die Aktienrente ist also keine zusätzliche Altersvorsorge. Christian Lindner (FPD) verfolgt mit dem Modell das Ziel, die Deutsche Rentenversicherung langfristig zu stabilisieren. Das zeigt auch ein genauerer Blick auf das Konzept; so sollen die Erträge aus den Fonds nicht dazu genutzt werden, die Rentenleistung zu erhöhen. Stattdessen sollen die Einnahmen zur Stabilisierung des Beitragssatzes dienen. Es darf also nicht erwartet werden, dass die Rente steigt. Vielmehr soll mit der Aktienrente erreicht werden, dass die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung weniger schnell steigen.
Damit handelt es sich bei der Aktienrente um Kapital für künftige Generationen, was auch die Bezeichnung „Generationenkapital“ mit sich bringt. Faktisch beschreiben beide Begriffe dieselbe Sache.
Nach den aktuellen Plänen will der Bund noch in diesem Jahr aus Haushaltsmitteln ein Darlehen in Höhe von rund zehn Milliarden Euro aufnehmen. Diese Summe hat der Haushaltsausschuss für 2023 bereits eingestellt. Das heißt also, der Bund möchte sich mit Krediten verschulden, um die Aktienrente zu finanzieren.
In den nächsten 15 Jahren sollen weitere Milliarden in den Fonds fließen. Woher das Kapital kommen wird, ist noch nicht klar. Das Gesetz um die Aktienrente sieht jedenfalls vor, dass mögliche Erträge aus dem Fonds zweckgebunden sind und nur für die Rentenversicherung verwendet werden dürfen.
Wann kommt die Aktienrente nun? 2023 wird das Generationenkapital erstmals anlaufen. Erste Gewinne dürften sich aber erst ab 2037 einstellen.
Experten sind sich beim Thema Aktienrente uneins. Während ihres Wahlkampfes warb die FDP noch damit, dass ihr Modell die Rente erhöhen würde. Heute ist man von dieser Aussage weit abgerückt. Stattdessen ist nur noch die Rede von einer Stabilisierung des Beitragssatzes und des Rentenniveaus. Es ist zwar wichtig, dass die Rente nicht noch mehr sinkt, aber die Leistungen sind dennoch zu gering. Dieser Problematik wirkt die Aktienrente nicht entgegen.
Fakt ist, dass sich die Einnahmesituation der GRV weiter verschlechtern dürfte. Denn von 2025 bis 2035 gehen die geburtenstarken Jahrgänge der 60er-Jahre in Rente. Das heißt, es wird noch mehr Rentner auf die sowieso schon zu wenigen Beitragszahler geben. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, müsste der Staat Geld aus Steuermitteln zuschießen oder den Beitragssatz der Versicherten erhöhen, damit er die vielen Rentner noch finanzieren kann.
Allerdings wurde eine sogenannte Haltelinie vereinbart; diese sorgt dafür, dass der Beitragssatz von derzeit 18,6 Prozent bis 2025 nicht über 20 Prozent steigen darf. Der Rentenversicherungsbericht 2022 schätzt, dass der aktuelle Satz vorerst beibehalten wird. Die Schätzung gehe ferner davon aus, dass erst nach 2026 eine Erhöhung auf 19,3 Prozent zu erwarten ist.
Die Aktienrente ermöglicht es dem Bund, die Renditechance auf dem Kapitalmarkt zu nutzen. Erste Gewinne werden sich aber frühestens 2037 abzeichnen, denn das geflossene Kapital braucht Zeit, um Rendite abzuwerfen. Es ist auch davon auszugehen, dass es weitaus länger dauern wird, bis die Rendite groß genug ist, um tatsächlich Einfluss auf die Rentenversicherung zu nehmen. Dabei darf man auch nicht außer Acht lassen, dass die zum Start investierten 10 Milliarden Euro nach viel klingen, aus Sicht der Rentenkasse aber nur wenig Kapital sind.
Es gibt derzeit keine Alternativen zur Aktienrente bzw. zum Generationenkapital. Es können aber Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, die zur Stärkung unserer gesetzlichen Rente beitragen könnten:
Viele Experten sind der Meinung, dass sich die gesetzliche Rentenversicherung zu einer allgemeinen Erwerbstätigenversicherung entwickeln müsse. Das heißt, Selbstständige sind einzubeziehen. Auch Mütter in Teilzeit und Menschen in einer Aus- oder Weiterbildung haben ungenutztes Potenzial.
Darüber hinaus steigt mit den Gehältern der Beitrag zur GRV. Das macht es wichtig, gute Arbeit in Deutschland zu stärken. Auch eine Ausbildung muss gegenüber dem Studium wieder lukrativer werden.
Momentan gibt es also keine konkreten Alternativen zum Generationenkapital und wie sich die Aktienrente entwickeln wird, zeigt sich, wenn diese kommt. Tatsache ist aber, dass diese Maßnahme der allgemeinen Problematik, dass die Rentenleistung nicht ausreicht und zunehmend mehr Menschen die Altersarmut droht, nicht entgegenwirken wird. Sie kann maximal dafür sorgen, dass die Rentenansprüche nicht noch weiter abrutschen.
Daher raten wir nach wie vor zu einer zusätzlichen Altersvorsorge, damit du nicht alleinig auf die GRV angewiesen bist. Unsere Experten beantworten gerne alle deine Fragen rund um die Aktienrente und sie helfen dir dabei, eine unabhängige und zuverlässige Altersvorsorge aufzubauen. Nimm jetzt Kontakt auf!