Im vorangehenden Artikel habe ich darüber geschrieben, dass Kostenvergleiche in aller Regel falsch geführt werden. Diesen Artikel möchte ich dazu nutzen, ein Beispiel dafür zu geben, wie Kostenvergleiche richtig und falsch geführt werden können. Die Prämisse für den Vergleich: In allen Fällen sind Kosten für einen Berater inkludiert und Beratung findet auch statt. Ob dies sinnvoll ist, soll hier vorerst nicht diskutiert werden.
Folgende Produkte werde ich vergleichen:
Dieser Fall lag mir so schon vor, entspricht also nicht nur einem theoretischen Vergleich. Die Namen der Versicherer habe ich offensichtlich anonymisiert.
Hier lauert bereits die erste Stolperfalle: Die Fonds haben alle selbstverständlich gleiche Anlagestrategien, aber unterschiedliche laufenden Kosten. Dies rührt daher, dass Investmentfonds oft sogenannte Kickbacks beinhalten. Also Kosten, die als Beratervergütung gedacht sind. Versicherer gehen mit diesen Kickbacks unterschiedlich um:
Innerhalb einer fondsgebundenen Rentenversicherung gibt es zwei Möglichkeiten, mit dieser Vergütung umzugehen.
Letzteres ist bei der Pfefferminzia Versicherung der Fall.
Damit wird klar, dass die Fondskosten nicht allein Fondskosten sind. Die Kosten, die in den Fonds enthalten sind, lassen sich wie folgt darstellen.
Direktinvestment |
Banania Versicherung |
Pfefferminzia Versicherung |
TER: 1,45% |
TER: 1,45% |
TER: 0,8% |
Fondskosten: 0,8% |
Fondskosten: 0,8% |
Fondskosten: 0,8% |
Beratervergütung: 0,65% |
Verwahrkosten: 0,65% |
Hinweis: Die Beratervergütung landet selten zu 100% beim Berater. Die Depotstelle, Pools, VO, etc. werden hiervon ebenfalls vergütet.
Die “echten” Fondskosten belaufen sich damit auf 0,8% (TER). Die Differenz beinhaltet überwiegend die Vergütung des Beraters (Kickbacks).
Gemäß DWS beträgt die Umschlagsrate des Fonds knapp 25%. Die Transaktionskosten liegen bei 0,03% und sind damit im Marktvergleich gering. Da die Transaktionskosten unabhängig von der Anteilsklasse sind, ergibt sich hieraus kein relevanter Unterscheid.
Mit Verwahrkosten sind die reinen Produktkosten der Bank bzw. des Versicherers gemeint. Gerade bei provisionsbasierten Versicherungslösungen sind die Kostenstrukturen komplex, sodass Verwahr- und Beraterkosten kaum getrennt werden können. Wie bei Investmentfonds wird meist mehr Provision ausgeschüttet als im Angebot ausgewiesen. Diese wird über andere Kosten quersubventioniert. Um diese unterscheiden zu können, muss man wissen, wie Versicherer kalkulieren und wie hoch die tatsächlichen Provisionen sind. Zudem sind die Kosten nicht in jede Jahr gleich, weshalb eine Umrechnung in die jährliche Renditeminderung die fairste Kenngröße ist.
Direktinvestment |
Banania Versicherung |
Pfefferminzia Versicherung |
TER: 0,07%& |
TER: 1,05% p.a. |
TER:0,3% p.a. |
Die Beratervergütung wird, ebenso wie die Verwahrkosten, nicht jedes Jahr gleichmäßig berechnet. Ausgabeaufschläge fallen bei Kauf, Fonds-Kickbacks jedes Jahr und Provisionen aus Versicherungen meist in den ersten fünf Vertragsjahren an. Außerdem sind augenscheinliche Verwahrkosten oft nur Kompensation für höhere Provisionszahlungen. In unserem Beispiel ergeben sich folgende Werte:
Direktinvestment |
Banania Versicherung |
Pfefferminzia Versicherung |
TER:0,81% |
0,83% |
0,53% |
Der steuerliche Vergleich sprengt den Rahmen dieses Beitrags. Daher betrachten wir vorerst den Vergleich vor Steuern:
Direktinvestment |
Banania Versicherung |
Pfefferminzia Versicherung |
|
Fondskosten |
0,8% |
0,8% |
0,8% |
int. Transaktionskosten |
0,03% |
0,03% |
0,03% |
Verwahrkosten |
0,07% |
1,05% |
0,3% |
Beraterkosten |
0,81% |
0,83% |
0,53% |
Effektivkosten |
1,81% |
2,87% |
1,77% |
Erstens: Die höchsten Kosten für Anleger entstehen durch Fonds- und Verwahrkosten. Kosten für einen Berater sind selten der größte Kostenpunkt für Anleger. Die Fondskosten bieten einen erheblichen Spielraum, welcher die Effektivkosten um fast die Hälfte reduzieren kann. Hier bieten sich beispielsweise die deutlich günstigeren ETFs an. Alle o.g. Konstellationen könnten für den Anleger deutlich günstiger sein.
Zweitens: Fondskosten sind nicht gleich Fondskosten. Obwohl die Fondskosten augenscheinlich klar sind, werden sie jeweils unterschiedlich verwendet. Hier braucht es Erfahrung und Fachwissen, um einzuordnen was mit den Fondskosten eigentlich bezahlt wird und ob diese Größenordnung gerechtfertigt ist.
Drittens: Die Höhe, in der Berater vergütet werden, variiert. Würde man eine der obigen Rentenversicherungen mit einem einfachen ETF-Sparplan vergleichen, würde man zwangsweise allein aufgrund der Vergütung des Beraters deutlich höhere Kosten feststellen. Dass diese Kosten ohne tiefergehendes Wissen auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich sind, wird am Internet-Stammtisch regelmäßig ignoriert. Ebenso wie die Tatsache, dass ein Berater seine Kosten durchaus wert sein kann.
Angesichts der Lage der gesetzlichen Rentenversicherung ist eine private Altersvorsorge obligatorisch. Die Entscheidung für das passende Produkt zur eigenen Altersvorsorge muss zwingend einem detaillierten Kostenvergleich standhalten, denn die Renditeunterscheide führen zu Unterschieden in Höhe von mehreren Zehn- oder Hunderttausend Euro.