Königswege Finanzratgeber: Warum Kosten-Vergleiche bei Investmentfonds und Rentenversicherung irren
Nils Klöckner
Von Nils Klöckner am 18. Januar 2023 zum Thema 

Warum Kosten-Vergleiche über Investmentfonds und Rentenversicherungen irren

Jeder, ob Berater oder Privatanleger, der sich ein wenig mit Geldanlage beschäftigt, wird sie kennen: Die Diskussionen über Kosten in Investmentfonds auf Weblogs, Internetforen, in Beratungsgesprächen, Artikeln, Stammtischrunden oder gar Büchern. Was immer wieder auffällt ist, dass in weit mehr als der Hälfte der Diskussionen Apfel-Birnen-Vergleiche angestellt werden. Um hier Licht ins Dunkel zu bringen, werde ich ein Schema vorstellen, wie Kostenvergleiche rational gezogen werden können. Hierzu schlage ich vor, Kosten zunächst „sauber“ zu untergliedern, um diese später näher zu untersuchen, in verschiedene Kategorien einzuteilen und vor allem nicht in Absolutwerten, sondern in Renditeminderung pro Jahr zu rechnen. In diesem Beitrag werde ich die verschiedenen Kosten aufschlüsseln, einige Irrtümer aufgreifen und in einem weiteren Beitrag auf einen konkreten Vergleich anwenden. 

Fondskosten

Ein häufiger Irrtum, dem ich begegne, ist die Aussage, dass aktive Investmentfonds „massiv viel teurer sind“, als ihr passives Pendant. Die Aussage ist in sich zunächst korrekt, greift aber zu kurz. Die Kostenquote (TER) von passiven Fonds beträgt meist weniger als 0,3% p.a. und beinhalten die Verwaltungskosten der Fondsgesellschaft. Dem gegenüber stehen die ungleich höheren TER von aktiven Fonds, welche in Depots von Privatanlegern liegen. Diese betragen regelmäßig über 1,5% p.a., beinhalten allerdings viel mehr als ihr passives Äquivalent: Verwaltungskosten der Fondsgesellschaft, Vergütung des Managements und eine Beratervergütung (Provisionen/Kickbacks). Ein fairer Vergleich wäre es, passive Fonds mit Clean Share Tranchen aktiver Fonds zu vergleichen. Ein Blick auf die verschiedenen Tranchen des DWS Flaggschiffs Top Dividende zeigt: von 0,8% bis 1,45% laufenden Kosten ist einiges möglich. Der verbleibende Kostenunterschied zu passiven Fonds schrumpft nun auf knapp einen halben Prozentpunkt. Auch Ausgabeaufschläge sollten der Beratervergütung statt den Fondskosten zugeordnet werden.

Renditeminderung: 0,1 - 1% p.a.

Interne Transaktionskosten

In der TER nicht enthalten sind interne Fonds-Transaktionskosten. Bei hoher Umschlagsrate, der im Fonds enthaltenen Aktien steigen diese Kosten. Passive Fonds basieren in der Regel auf marktkapitalisierungsgewichteten Indizes und sind somit transaktionsarm. Naturgemäß müssen die internen Transaktionskosten von aktiven Investmentfonds höher sein. Diese Transaktionskosten liegen üblicherweise in einem Bereich von 0,2 bis 0,8% pro Jahr, abhängig von der Umschlagshäufigkeit des Fonds.

Renditeminderung: 0,1-0,8% p.a.

Verwahrkosten

Da Privatanleger Fonds nur mit Hilfe von weiteren Akteuren halten können, damit sind beispielsweise Banken und Versicherer gemeint, fallen i.d.R. weitere Kosten an. Diese Kosten variieren ungemein, daher werden wir uns diesen in einem separaten Artikel widmen. Eins sei hier vorangestellt: Während Depots oft ohne Beratervergütung aufwarten, beinhalten Versicherungslösungen meist bereits eine Beratervergütung: Der im Netz oft laienhaft gezogene Kostenvergleich zwischen fondsgebundenen Rentenversicherungen und Depots muss hinken und ist ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. 

Renditeminderung: 0-0,6% p.a.

Beraterkosten

Kosten, die nicht zwangsweise, aber meistens anfallen, sind die erwähnten Kosten für Beratung. Ein Großteil der Finanzprodukte in Deutschland wird mit inkludierter Beratervergütung berechnet und vertrieben. Aber nur wenige Privatanleger nehmen diese Beratung auch wahr. Naturgemäß stellt sich an dieser Stelle die Frage: Ist Beratung ihr Geld überhaupt wert? Kommt drauf an! Auch hier sei auf einen späteren Artikel verweisen.

Renditeminderung: 0,6-1,5% p.a.

Steuern

Steuern sind zwar nicht alles, doch alles ohne Steuern ist nichts: Auf Anlegergewinne fallen spätestens beim finalen Verkauf Steuern an. Somit sind bis auf wenige Ausnahmen alle gewinnbringenden Anlagen mit einem Mindestmaß an Steuern belastet. Je nach Anlegerverhalten oder Anlagestrategie fallen diese Steuern höher oder niedriger aus: Selbst bei einer steuereffizienten Buy & Hold Strategie werden irgendwann Gewinne realisiert und führen zu einer Besteuerung. Strategien mit regelmäßigem Tauschen der Fonds hingegen führen zu einem umgekehrten Steuerstundungseffekt und produzieren auf lange Frist eine bedeutend höhere Steuerlast.

Renditeminderung: 0,6-1,5%

Fazit

Natürlich sind Kosten bei einer Anlage nicht alles. Anlagestrategie und Anlegerverhalten spielen mindestens eine gleichwertige Rolle und beeinflussen die o.g. Kosten. Summiert man alle möglichen Kosten, ergeben sich jährliche Belastungen von 0,8 bis 5,4%. Ausgehend von 5 bis 8% durchschnittlicher Marktrendite vor Kosten und Steuern, werden Kosten den Anlageerfolg massiv beeinflussen und können sogar langfristig zu negativen Renditen führen.

Mit diesem Schema ist es möglich, sinnvolle Vergleiche zu erstellen und die typischen Fehler zu vermeiden. In einem folgenden Artikel werde ich in einem Vergleich eine korrekt aufgeschlüsselte Untersuchung nach Kosten vornehmen, in der die am häufigsten vertriebenen Produkte korrekt und präzise nebeneinander aufgeschlüsselt werden.

Dieser Artikel wurde von Nils Klöckner verfasst.
Nils ist Spezialist für Investment und betreut die Investmentstrategien unserer Kunden. Zudem unterstützt er die Geschäftsführung rund um das Thema Produktmanagement

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